E churzwiiliga Tag

Eine Brienzerdeutsche Geschichte von Ulrich Stähli-Fardel.

Foto: Haus Stähli auf der Gärbi (ab Ende 1992/Anfang 1993 Flübo) um 1911. Im Fenster des 2. Stocks: Elise Tschaggeny. 1. Stock Fenster Links: Anna und Johann (Hans) Stähli Bieri in seiner Briefträgeruniform. Fenster rechts: vorne Ernst Stähli, nachmaliger Depotchef BRB. Dahinter: Sein Bruder Hans. Parterre: Fritz Tschaggeny vor seiner "Handlung", wie man damals die Gemischtwarenläden nannte. Tschaggeny war in früheren Jahren Kapitän auf dem Brienzersee. Im rechten Teil des Parterres richtete Hans Zobrist, genannt "Läcker Hansli" in den Fünfzigerjahren seine Velowerkstatt ein und wohnte zusammen mit seiner Frau im 2. Stock. Später diente dieser Teil auch als Gwunderstibli des Frauenvereins.

Zum Autor: Ulrich Stähli-Fardel wurde 1951 auf der Gärbi in Brienz geboren. Nach der Lehre bei der Schweizerischen Kreditanstalt (heute CREDIT SUISSE) in Interlaken ist er über Lausanne und London 1976 in Zürich gelandet und hat dort bis zur Pensionierung in verschiedenen Funktionen bei der gleichen Bank gearbeitet. Obwohl sein Lebensmittelpunkt im Zürcher Unterland liegt, zog und zieht und es ihn immer wieder nach Brienz, wo er seit 1991 eine kleine Zweitwohnung hat. Nach dem Motto "eine Sprache, die man nicht spricht, stirbt und mit ihr die Kultur" begann er vor 25 Jahren, auf "Briensertiitsch" zu schreiben. Mittlerweilen sind daraus gegen 150 "Väärsleni und Gschichtleni" geworden.

E churzwiiliga Tag

Uber Jahri hed Läcker Hansli sii Wweloowäärchschtatt bim Fischerbrunne gghäben. Eigetli hed är Hans Zobrist ggheissen. Warum das ma d Liit hein „der Läcker“ gseid, cheun i nid sägen. I weis nummen, das schoo siiner Voorfahren dän Ubernamen hei gghäben. Als Biebel han i albe teicht, das siigi allwäg, wiil är meischtens hed es Tääfelli tschurgged, we mma imm ebchon ischt. Hansli hed siis Handwäärch verschtanden. Näbe Wweloonen hed är o no Teff, Nääimaschini und suscht allergattig Sache ggreised. Dert waan är hed sii Bbudiigg gghäben, heis due i Fifzgerjahren es niwws Huus bbuwwen. Unneninhi ischt siithar der Lade vor Firma Huggler-Wyss, waa Gschnätzeds und suscht no allerlei Holzwaare vercheuft.

Hansli hed si drumm fir es niwws Lokaal miessen umsehn. Uf der Gärbi uusi, dert, waa etz Flübo gschäfted, hed är siis niwwa Riich chennen irrichten. Zäme mmid siirre Freuww hed är obeninhi, im zweite Stock, ggwohnd. In eerschte Tagen naa der Gschäftsereffnig siin näb de vile Lliiten o d Biebla us der Naachbarschaft cho gwundren.. Su vil das är vo siimm Bbruef hed verschtanden, su weenig ischt i siirre Bbudiigg Oornig gsiin. Är hed zwaar i siirren Unoornig, eini mid Sischteemm, geng alls gfunden. Menga hed si gfräägt, wie där das ächt zschtand bringi. Aber Hansli hed siit Jahren däwwäg ggwäärched und egghein Grund gsehn, eppis z ändren. Nummen äben. Wen den eppa en Biebel es Striibli old e Mmuetren hed ipackt, waa am Boden ischt umhagglägen, su hed halt Hanslin gliich eppis gfähld, fir es Weloo umhi zämezsetzen. Är hed mer spääter eis erzelld, Schild Erich, Jobin Edi und Rohner Hans, waa ir Neechi hein irer Gschäfter gghäben, heigen emel in eerschte Tagen all zäme Mmuetri und Struubi verbiibbracht, wiils heige teicht, die siigen allwäg us siirre Bbudiigg verzigled woorden. I ha mma due nid gseid, das i rra o ha gnun.

Fir mi heds niid Churzwiiligers ggän, wan im eerschte Stock, ob siirre Wäärchschtatt, zum offenne Stubepfeischter uusizggliisslen und z losen, was unnefir uf der Bsetzi geid. Mengischt chunnds mer voor, es wen das no gaar nid lang har wään. I fahren drumm etzen ir Gägewwaart wiiter.

Exakt am sibni, we ds Schuelhuusziit schlaad, rumpled Hansli uber di holzig Stägen ab. Undrem linggen Äärmli di grienn Agenda, waan är uufschriibt, wen imm d Liit en Aarbeit schuldig bliiben. Si uberchemen den, fiin e Rrascht naahär, e Rrächnig – wen uberheupt. Weloo reise tued Hansli halt äbe llieber wa Schriibaarbeit erledigen. Der Schlussel fir d Bbudiigg uufztuen ischt i siirre rrächten Hand schoo ggrächeta. Sii Wwäärchschtatt ischt ggraglet volli. Als eerschts mues är drumm etz en ganza Schibel Weloo uf d Bsetzi uusiruummen, fir das ma si a siimm Wäärchbank cheu rroden. Druf ligen, hooggis u pooggis,  Struubezieijer, Englender, Hämer und Schlissel in allnen Greesenen umha. Wen di eerscht Fuehr dirhi ischt, steid Hansli den afen eis fir es Raschtli i ds Tirgreis. Är mues ja schliessli uf em Leuffende siin, wär am Morge zu wweler Ziit waahin geid.

Äs geid nid lang, daa chunnd Peetsches Greet z Fues dir d Oberdoorfstrass desuusa. Mid der linggen Hand stoossd si  ires Weloo, ir rächten hed si de Stil vom Chaarscht, waa si uf der Achsle treid. Si hed bin Hanslin zuehi und faad a schälten:“Das isch mer fiin e Chappefeli. Allwäg hein am Wisbiel uber es par Schlingla Nägel uf d Straass gschtrewwd. I han emel von dert ewwäg nimma wiit megen. A Pierellis Stutz han i gmerkt, das mid dem voordre Rredli niewwis nid ir Oornig ischt und ha mmi miessen ergän. E Plattfues han i. Dermid cheun i emel nid bis i ds Chienholz uusi.“ „Mier wein eis achten“, seid etz Hansli,  reicht ir Bbudiigg en aalti Abwäschschisslen und geid dermid uber zum Brinnelli voor em Landiegerhuusi, fir sa z fillen. Dernaa chehrd är Greets Weloo uf der Bsetzi siiferli uf e Sattel und uf d Leitschtangen. Naa enes par Handgriffen ischt ds Redli schoon huussen, der Mantel drab und der Schluuch friiggleita. Hansli pumped nen etzen uuf und teucht nen, Bitz fir Bitz, i d Abwäschschisslen, fir z achten, waa Luft uusachunnd. Är cheun der Greet gueta Bscheid gän. Äs tschuusled nummen an eimm einzigen Oort.  Im Handchehrumm ischt der Flick uf em Loch, sii Schluuch und Mantel uf der Felgen und ds Redli umhi ir Gablen. Etz mues mes nummen no pumpen. „I pumpen der etz hinna o no gad. Du fahrscht afe schier ohni Luft umha“, seid Hansli und chunnd voor luuter pumpen gwiss schier uusser Aaten.
D Greet fräägt:“ Was schulden i ?“
Hansli chrawwed si am Heut und meind:“Eppa e Franke fifzg.“
D Greet goored im Gäldseckel umha und reckt imm e Zweifränkler. „Äs ischt den gad rächt esoo. I bi lleid froh, hescht gad derwiil gghäben. Häb vila Dank und adie, i mues etz desuus.“
„Häb Soorg mid diimm Chaarscht uf der Achslen, d Häärpfel im Chienholz uusi leuffen der emel nid dervon“, rieft Hansli, waa d Greet uf d Straass uusi fahrd. Är ggaffed ra naa, bis si am Trachtstutz uusi vergold ischt. Dernaa stelld är si umhi i ds Tirgreis und gscheuwwed dem Triiben uf der Straass zue.

Pletzli gheerd ma dert, waa d Oberdoorfstraass i d Heuptstraass chunnd, niewwis firchterli chaartschen. Hansli bchennd dä Toon. Äs ischt Glaser Alfrid mid dem Weloo. Är hed di gnaglete Schueh an und mues mid de Fiesse zboden, wiil d Brämsi niimma wäärd siin. Das ischt e lleida Stich in Hanslis Weloomechanikerhäärz. „Selltischt mer diis Weloo eis bringen. Wen i der mues zuegsehn, wirden i vellig esoo gschtuffleta“, rieft ma Hansli naa. „Fir mi tueds äs no und du bischt mer einewwäg z tiira“, gfrääsed etzen Alfrid in allem Fahre zrugg. Är ischt halt gaar es zämenhäbigs Manndli, fir nid z sägen en Giitgnäpper.

Churz dernaa chunnd Heuselli Werner vo Tracht desinha. Waan är voor Hanslis Bbudiigg fir wil, heicht ma där ds Muul an. „Esoo scheenn wie du wellt iss o han. Zmitts ir Wuchen im Sundiggwand.“  Werner weis geng zruggzgän. „Emel du tuescht etz o gad niid. I han den am leschte Sundig gschaffed und du nid. Wen i bin dier fir gahn, stotzischt du meischtens im Tirgreis. Mi tuucht, du siigischt etz den afen baald meh Tirgreismechaniker wwa Wweloomechaniker.“ E sela Bscheid hed Hansli nid erwaarted. Der Chifel ghiid imm abha. Är hed ds Muul geng no offes, waa Werner bim Poliziiposchten uber lengschtens verschwunden ischt. „Soo, etz mues i gwiss eppis ga tuen. Suscht siin den die zwei Weloo von Godin bis hiit am Aaben nid fertig“, brummled Hansli. D Ziit, bis sii Freuww rieft, ds Zmittag siigi uf em Tisch, vergeid im Schwick.

Schlag eis ischt Hansli umhi diniden. Fir das alls gmachts ischt bis hina, mues är etz gwiss uf Ricken han. Gäg di sächsi steid är aber gliich gad eis no voor d Bbudiigg. Der jung Michel Osi fahrd in enem groossen Bogen zur Bsetzi zueha. Siis Weloo ischt es braavs, es englisches, mid enem groossen Anhänger dran. Osi chunnd gad vor Poscht. Är hed fir Schneiters uf der Riibi, waa dert e Chliinschriinerii hein, es par Päckleni miessen bringen.
„Du Hansli, isch äs wahr, das du frieijer hescht ds Tokters Teff putzt“, fräägt Osi.
„Natiirli, warum“, wollt etz Hansli wissen.
„Schneiter Vicki hed mer äben erzelld, du siigischt nen den alben gan uusprobieren. Eis heigischt due nimma ggwisst, wie nen abschtellen und drumm miessen umm e Fischerbrunnen umm fahren, bis ds Bensiin siigi uusggangen.“
Ootz verfluecht. Hansli fahrd zwäg, es wen nen hätti es Roswäschpi ggangled, leuft fiirzintiroota an, fuchtled mid siine churzen Äärmlenen ir Luft umha und päägged Osin an: “Alls ggloges. Säg de Vickin, dämm tummen Esel, är siigi e fertiga Muulaff!“
Osi weis, wass gschlagen hed und macht si, was gischt was hescht, dervon. Hansli hätten nen suscht miitiiri no bim Grind gnun.

Waan är gad wil d Bbudiigg bschliessen, fir uehi eppis naa Znacht, fahrd no Jossi Hans zueha, mid siimm aalte Mmilitäärweloo. Är chunnd gad vor Rothoorebbahn. „Wen i de mmooren am Morge frieij desuus gahn, laan der ds Weloo voor em Huus. Selltischt mer en niwwa Sattel druf tuen. Disa ischt afe mmeh wan naaha.“
„Niid isch“, meind Hansli. „I tuen der ne frisch nieten und den heds äs no eis fir es par Jahr.“

Esoo ischt Hansli gsiin. Är hed allwäg siiner Läbtag nie eppis furtggrierd, waa mma irgendeis uf ene Wwäg no hätti chennen bruuchen. Mid eirren Uusnahmm. An em Morgen hed är de Schlussel fir d Bbudiigg ir Wohnig laa lligen. Är hed die grienn Agenda uf ene Ggischterchibel ggleid, waa uf der Bsetzi fir d Abfuehr ischt paraad gschtanden und ischt no eis dir ds Stägenhuus uuf. Äs heds due wellen, das wäretdessen Beckli Joscht, der Ggischterfuehrman, verbii chunnd und de Ggischter samt der Agenda i d Bänne wwelpt. Hansli ischt no drii Tag hindrenand uf d Ggischterren uusi ga suechen. Gfunden hed är sa nimma. D Rächnigi fir d Aarbeit vo lleschte par Wuche siin due o gad gschribna gsiin.

Text: Ulrich Stähli-Fardel

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Aus dem Leben von Werner Zysset

Es ist ein Nachmittag im März 2024, als Heidi Blatter und Zora Herren (Bericht) bei Mina und Werner Zysset-Leppin an den Küchentisch eingeladen werden. Werner ist vorbereitet auf unseren Besuch, auf dem Tisch liegen zwei Ordner mit Fotos und Dokumenten und auf einem Blatt hat er alle Kleinschreiner, die es 1951 in Brienz gab, aufgeschrieben. Wir zählen 29 Namen!

Drei Videos: Besondere Erinnerungen, erzählt von Werner Zysset (Jg. 1935)

Die Videos sind aufgezeichnet worden am 27. März 2024.  Werner Zysset ist im November 1935 geboren. Heidi Blatter und Zora Herren, vom Team Brienzer Dorfgeschichte, besuchten ihn und staunten, was Werner zu erzählen weiss. Viel Freude beim Schauen!

Das Video "Grossvater" dauert 8 Minuten, die beiden anderen knapp 2 Minuten.  

Alte Filmrollen gesucht

Sie haben Filmrollen mit Filmen von Brienz. Wir möchten das Archiv der Brienzer Dorfgeschichte bereichern mit alten Filmen und diese auch auf der Internetseite für die Brienzerinnen und Brienzer zugänglich machen. Sehen Sie sich im Video unten unseren Aufruf an:

Video: Anekdoten zum Schwandergässli

Kurt Wellenreiter (Jg. 1933) erzählt vom Schwandergässli. Das Video wurde aufgezeichnet am 31. Januar 2024.

Video: Von der Not in Brienz

Kurt Wellenreiter (Jg. 1933) erzählt von der Not in Brienz. Das Video wurde aufgezeichnet am 31. Januar 2024.

Video: Zur AHV-Einführung 1948

Kurt Wellenreiter (Jg. 1933) erinnert sich an die AHV-Einführung 1948, als er noch ein Junge war. Das Video wurde aufgezeichnet am 31. Januar 2024.

Video: Fluebärgler Seegeschichten

Kurt Wellenreiter (Jg. 1933) erzählt vom Leben auf und um den See herum. Das Video wurde aufgezeichnet am 31. Januar 2024.

Eröffnung Autobahn Brienz - Interlaken Ost

Ein Bericht von DRS aktuell vom 18. Mai 1988 zur Eröffnung des Autobahnabschnitts zwischen Brienz und Interlaken Ost. Mit einem Interview mit der Verkehrsdirektorin Dora Andres bei der Brunngasse.