Mii Schwigeratt

Vreny Wyss (1954) erzählt aus dem Leben von ihrem Schwiegervater Ernst Wyss-Knecht (1907-1987) und gemeinsamen Erlebnissen.

I probieren eis em Bitz usem Läbe von Äänscht Wyss-Knächt z verzellen. Är ischt wääger kein Beriemtheit gsiin. Im Gägeteil, är hed still u zfride ggläbt. Am liebschten ischt er fir sich gsiin ir Bbudiigg old später a Planalp. Sii Familien hed im geng Dratt gseid. Das ischt den gar nid eppa bees gmeind. Mii Mman hed siin Eltera sehr gschetzt u gääre ghäben. Är ischt fir in es Vorbild gsiin.

Dratt ischt z Ebligen uf d Wäld chon. Willhälm und Anna Wyss-Müller sii siiner Eltere gsiin. Zween elter Brietschen und e jingeri Schwoscht hed er ghäben. Waan er ischt fiifi gsiin, hed siin Ätti z Briens ar Brunngassen en Huusteil mid eppis Umschwung fir 4000 Franke gchoufd.

In däm Huus vo 1602 hed er fascht siis ganza Läbe verbraacht. Der eint old dr ander hed ne vlicht no bchennd. Im Alter ischt er albe vor em Huus uf em Miirli ggreppled. D Pfiiffen im Muuleggen hed sicher nid gfähld. Mid im z doorffen ischt nid ganz eifach gsiin. Är hed hert gheerd und mengischd ganz lätz verschtanden. D Heerapperäät siin uggnutzt im Nachttischschublädli versorged gsiin. Mid dänen ischt är nie z Schlag chon. Drum hets vil Geduld u Ziit bruucht fir es Gschprääch mid im.

Vor Chindheit hed Dratt nie verzelld. Es wird es eifachs und arbeitriichs Läbe gsii siin. 1925 ischt er ir Brienserchilche konfirmierd worden. Nah der Schuelziit hed er bi verschidene Puuren und bim Naachpuur Johann Michel uusgholffen. Jeger Michel ischt Chieffer gsiin. Däm hed er mengs abgseehn. Ds Militär hed nen nid gnun, derfir isch Dratt es par Santimeeter z churza gsiin. Zwei Jahr hed er in era Mebelfabrigg z Beckeried als Handlanger gschaffed. Den hets nen umhi uf Briens zogen. Ir Kriiseziit hed er mit siim Brietsch Alois en Holzschlag im Chiblisbiel ubernun.

Dert hinderem Graad heis o e Saagi betriben. Natiirli heis nid all Tag hei chennen. Aber wär weis schoon, wie mengs Maal das Dratt uber d Riederren hin und här ischt, erscht rächt, wa inn es Meitschi vom Hibbeli hed agglached. Bim Hibbeli ischt er geng verbii chon, es ischt der lescht Puurenhof eebs gäge d Riederren geid. Waan er eis mid siir Bruut ischt anha chon, ischt im em Bekannta begägned. Där hed gfrääg: «Ischt das etz diini?» «Ja, das ischt miis Liisi» Druf meind disa: «Die geid fir di»! Es anders Maal, wa Dratt der ganz Tag ischt underwägs gsiin, ischt im o eina ebchon. Dän hed er nach der Ziit gfrägt. D Antwort: «Etz isch den gad halbi!»

Im Juni 1938 hei Liisi und Änscht ds leng Jahr ddinged. Bett, Nachttischleni und en braavi Ggumoden hed er sälber gmacht. Fir i d Stuben hed er zwei Mebel, en Art Bbiffee mit Glasabteil u Schublade gschriinered. Hiit seiti ma eppa «Sideboard». Ds meischta Mobiliar steid no hiit in der Stuben. Ir Brunnen im Elterenhuus heis gwohnd. Si hein ires Diheimmen mid siir verwittwete Mmuetter und siim lidigem Brietsch Willhälm miesse teillen. D Mueter ischt ir Stube gsiin und Willi ir Chällerstuben. Im Gaden under der Chuchi hei si sogar no es Fäädli ghäben. Im Louf vor Ziit sis Elteren von vier Chinde wworden. Etz hed ma erscht rächt miessen gscheuwwe fire Verdienscht. Schliessli ischt etz e Familie z ernähre gsiin. Ir Verbuwwig vom Trachtbach hets eppis gä fir Dratten. Är hed id Baalenhitte chennen. Dert hed er fir d Arbeiter gchoched.

Dernäb hets no es par Henni, eppis Veh und en Garte ggä z bsoorgen. Si siin dert zum grosse Teil Sälbschtversoorger gsiin. D Familien ischt z Briens bbliben und hed den Ätti nummen am Wuchenend gsehn. Leider ischt o das eis fertig gsiin. Voll Sorgen isch Dratt gägen hein. Schoon underwäggs ischt es Tirrli ufggangen. Är hed vernun, das Mattmiller en Handlanger suecht. Die Stell hed er uberchon und hed zwei Jahr lang Nägel fir Militärschue gmacht. E Ziit lang hed er ar Suschtestraass gschaffed. E strengi Ziit! Am Määndig am Morge frieij mid em Velo, natiirli kes Luxusmodäll, ubere Chirchet gäge Suschten und am Samschtig am Aaben umhi hein. Z Hoschtetten bir Firma Frisch ischt er es Jahr agschtelld gsiin. Eis, da ischt er no zimmli jung gsiin, hed nen en Härzinfarkt bbremsed. Da hets gheissen, där wäärdi den nid aalta. Aber Dratt ischt e zääija gsiin.

Zwischeninhi hed Dratt geng eppa ir Bbudiigg gschaffed. Är hed Strumpfchrugli, Milchgschir, Muusefalli, Spilsachen u weis der Gugger was alls gmacht. Eis hed er emel e Mmälchtre gmacht. Der Schef vor Meho hed das gsehn und hed gad sächs Stick bschtelld. Von da an isches besser ggangen. Da isches Dratte z guet chon, das er gengen uufmerksam zuegscheuwed hed bi Jeger Michel. Mälchterleni, Gebseni, Handbräntleni, Anketuutla, Schirmstender und sogar Volleni siin als Souvenir Mode wwoorden. Fir Jubiläen, Hochziitsgschenk old Gaabi siin die Artikla gfräägt gsiin. Die Gschirleni siin us Weihmuet, enem Nadelholz, gmacht woorden. Groosatt hed en eigeta Verschluss von de Reiflenen ustifftled. Die siin us Ahooren gsiin. An däm Verschluss bchennd ma was vo Wwyss chund. Eppa eis hed er o chenne en Gebsen, es Vätterli old suschd eppis mache fir z bruuchen. Derfir hed er aarvigs old lärchigs Holz bbruucht. Mii Mman schwäärmd no hiit vom Ggaffee us em aarvigen Handbräntli. Das hed ds Groosi leider uf Dränge von em Chund verchouft.

Wa Ruedi d Spenglerlehr und d RS hed gmacht ghäben, ischt er hein und hed mid Dratte zämen kieffered. D Firma Meho und der Nachbur Äänscht Willi siin die beschte Chunde gsiin. Die hein das Gschir mid Schnitzeriijen und Schrifte verzierd. Vilmaals heis esa no bbeizt und de wiiterverchouft. No etli mengem Souvenirgschäft u Privatliiten hei Wysses eppis chenne liferen. Die si rächt wichtig gsiin, ohni die wääs nid ggangen.

Afangs 70er Jahr bin i den derzue chon. I gsehn no hiit Dratten ir Bbudiigg am Schliifbendli sitzen. Uber und uber mid Schliifstoub uberrierta. Im Muuleggen ischt en Haaggepfiiffe ghanged, meischtens chalti. Uf der Nasen e verschtoubeti Brillen, das er chuum eppis hed gsehn. Drum hed er eim alben uber d Brillen uus agschtrahled. I siine blassblauen Ougen heds e ggwissa Schalk ghäben. Wemma im hed wellen e Freid machen, den ischt ma mid enem fiine Wwäbertabak sicher richtig gglägen. Är hed halt ds Gfiel ghäben, der billiger tääts fir in…

A Planalp hed d Familie Wyss es Huusli bbuwwen. Ds ganza, inklusive Innenirrichtig ischt Eigenarbeit gsiin. Als Wätterschutz ischt ds ganz Huusli mit Schipfene verchleided woorden. Da hein alli mitgholffen, aber alle vora Dratt.

Dratt und i si vil zämen obsi. Meischtens im Trachtbachgebiet (Urseren) wan är gwärched hed. Mengischt siimmer o gäg Rotschalp old bis i Saalibiel. Eppa eis hed er verzelld us siim Läben. D Gägend hed er bchennd wie den eigeten Hosesack. Vilmaals hed er pletzli gseid: „Mier gähn daa.“ I hätti mi verliffen, aber Dratt hed geng gwisst wie und waa. Mengs Jahr ischt das gued ggangen. Den hei d Liit langsam Holzgschirr gnueg gsehn. Hansruedin ischt en Arbeit abbotte wworden. Är hed Dratte z lieb wellen absägen. Aber uusgrächned där hed im ggraate se aznän. Das hani em Schwigerätti nie vergässen, das är eso offen ischt gsiin.

Eppa drii Jahr hed Dratt no dderffe lläben. Aber in där Ziit hed er o Ugfel ghäben. Eis ischt er ab em Alltrac eifach ids Läära gliffen. Es Mal ischt er vor obere Bbudiigg abha ghiid, wil er nid hed gachted, das der Lift deniden ischt. Da hed er Rippeni bbrochen.

Da chund mer gad no z Sin: Waas in der Bbudiigg no kei Llift hed ghäben, ischt dert en eelend stotzigi Stäge gsiin. Als chliinna Bueb hets mii Mman Grind uber Fidla die Stägen ab grierd. Där hed natiirli zeter mordio bbrieled. Den ischt Dratt umen Eggen um chon und hed mit enem Siifzer gseid: «Es hed niid gmacht, är päägged emel no.» Zlescht hets Dratten im Chäller ab enem Ziitigsbund zwickt. Von da an hed er ds lingga Äärmli, wa minder gschlottered hed, nimma chennem bruuchen. Siiner Bein hein o nimme rächt wellen. Aber zum Tokter geid ma nid. Tee ischt fir niid. Tee isch sälber chrank, hed er geng gseid. Medikamänt siin im nid ghiir siin. Da hed alls zureden niid bbraachd. Lieber darhan….

Eis anem Sunndig, waan er ir Fäldstrass ischt ga spazieren, hed er Tokter Ammans Praxisschild gsehn. Due ischt er ga lliiten. Aber Dr. Ammann hed ne fir e Mmäändig bschtelld. Da hed ma halt scho gmerkt, dass im Oberschtibli hed afaam beesen. Mengischt uf ds Maal hed er nimma gwissd, waan er ischt. Desstwägen heimmer nen eis miessen ga suechen. Groosi und Dratt siin a Planalp gsiin. Groosi ischt zum Flick Liiselli gan doorffen. Dratt hed ds Groosi nimma gsehn, är ischt urriewwiga woorden und geid disab. Teni Wern had ne ggladen und ir Brunnen abgsetzt. Aber das hed ja Groosi nid gwissd. Äs hed iis agliited u gchlagd, Dratt siigi verschwunden. Mier hei ds Outo under ds Fidla gchlemmd und siin gäg Planalp. Ma miesst ne ja underwägs bsien. Niena kei Dratt. Also suechen, aber waa? Zeerschd eis afe zwische Planalp und der Baalen. Das han i ubernun. Ruedi ischt disab und no ga tanke u hed mi den a Sitschene wwelle rreichen. Due frägt Grossniklaus Käthi, ob är den Groosatt suechi, där siigi vorhär gad verbii ggliffen. Ungleibig ischt Ruedi d Louwenestraass desuuf. Tatsächli, da ischt Dratt. Är hed diheime kein Huusschlussel ghäben und hed nen zu Ruedin id Hobag welle ga rreichen. Mier hei ne hei gnun und uber d Nacht bbhaalten. Scho vor em Zmorgen wää Dratt paraad gsiin fir disuuf. Dicki Trääne siin im uber d Backi grunnen. Ischt där Drätti drab gsiin. Oh, där hed mi denn tuured. Ruedi hed nen den umhi zum Groosi bbraacht.

In der Bbudiigg ar Brunngassen hets no jedi Mengi Spuure von iisem Groosatt. Da hets sälber gmacht Irrichtegi. Wäärchziig in Eigenafertigung. Holzig Schtruubzwingi, die sii super, e seler cha mma nid chouffen. Maschini, wa Dratt sälber hed macht und sa den uf Betonsockla hed fixierd. E Freese, waa mma Mmälchtri und Handbränti hed chenne foormen, e Ddrääjbank, waa vor allem ds Groosi hed d Gebseni druf bearbeited, en groossi Schliifschiiben. Ds Prunkstick ischt sicher d Doulifreesen. Die hed er zäme mit den Jungen u GG-Hans konschtruierd.  Das sin Unikat, e seler gits niena suscht.

Dratt hed miessem Brennholz fir en Wwinter rischten. In der Hell hed er e scheenna groossa Stock gsichted. Dä wwollt er ga rreichen. Dratt hed Wärchziig und Sprengstoff ipackd und ischt trotz em Rägen gäge d Hell. Gekonnt hed Dratt es Loch in dä Stock bboored, Sprengstoff igfilld und mid Dräck ds Loch vermacht. Den hed er zinded. Etz no gschwind dänna. Ojee der Schirm! Dratt waagts nimma, nen gan dänna z nän. Naam Chlapf hed er us der Deckig zum gschprengte Stock gschiled. Es ischt alls beschtens gsiin, old doch nid? Vom Schirm ischt nummen no ds Gschtelen daa! D Muetter wird Freid han!

Im Martis hed Dratt alben o gholzed. Im Alpogli hets e rrächti Bueche ghäben. Aber da isches stotzig und ibelgäbig. Dratt weis Raad. Där Stamm wird all 2 Meter halb abbhi gsaaged. Den boored er stirnsiitig es Loch u filld Sprengstoff drin. Päng! Etz no z vollem absaagen. Eso hed iisa Dratt Späälti gmacht. Die hed ma den uf e Wwäg abbhi gschleifpd u se hei gfierd.

Eis es Tags ischt en halb verhungereti schwarzi Chatz im Schopf gglägen. Groosi hed Beduure ghäben, aber Groosatt hed gfuttered: «Das Viich chund mer nid id Hitten. Därra träiti den Grind um». Groosi hed nid uf ne gglosd und das Buussi adoptierd. Es hed sa Fränze toufd. Am Friitig hed si mit dderffen a Planalp. Äs ischt nid lang ggangen, due hed Groosatt uf e Chneuwwen mid dem Buussi um ds Huusli um Guguus gschpild!!

Wyss Äänscht isch o Groosatt worden. Am Peetschli hed er schreckli Freid ghäben. Sii „Peekli“ (numme Groosatt hed eso terffe sägen) ischt alls gsiin. Fascht all Wuchenend ischt di ganz Familie Wyss a Planalp gsiin. Wen i Peter han dem Brii ggän, hed Groosatt zum Pfeischter inhaggliissled und Grimassi gschnitten! Jedi Muetter weis, was da passierd.

Es siin no drii Groosschind derzue chon. Aber die hed er leider nimme chenne ggniessen. Iises Meitschi ischt ma z wilds gsiin und mid den Bueben vo sir jingschte Techter hets o nid welle klappen. Schad, aber är ischt den halt schon uber 80i gsiin.

Im April 1987 hed Groossatt i ds Spital miesse wwägenem Oberschenkelhalsbruch. Vor Schwechi hed er Lungenentzindig uberchon und ischt gschtorben.

Vreni Wyss-Gafner, November 2022

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Aus dem Leben von Werner Zysset

Es ist ein Nachmittag im März 2024, als Heidi Blatter und Zora Herren (Bericht) bei Mina und Werner Zysset-Leppin an den Küchentisch eingeladen werden. Werner ist vorbereitet auf unseren Besuch, auf dem Tisch liegen zwei Ordner mit Fotos und Dokumenten und auf einem Blatt hat er alle Kleinschreiner, die es 1951 in Brienz gab, aufgeschrieben. Wir zählen 29 Namen!

Drei Videos: Besondere Erinnerungen, erzählt von Werner Zysset (Jg. 1935)

Die Videos sind aufgezeichnet worden am 27. März 2024.  Werner Zysset ist im November 1935 geboren. Heidi Blatter und Zora Herren, vom Team Brienzer Dorfgeschichte, besuchten ihn und staunten, was Werner zu erzählen weiss. Viel Freude beim Schauen!

Das Video "Grossvater" dauert 8 Minuten, die beiden anderen knapp 2 Minuten.  

Alte Filmrollen gesucht

Sie haben Filmrollen mit Filmen von Brienz. Wir möchten das Archiv der Brienzer Dorfgeschichte bereichern mit alten Filmen und diese auch auf der Internetseite für die Brienzerinnen und Brienzer zugänglich machen. Sehen Sie sich im Video unten unseren Aufruf an:

Video: Anekdoten zum Schwandergässli

Kurt Wellenreiter (Jg. 1933) erzählt vom Schwandergässli. Das Video wurde aufgezeichnet am 31. Januar 2024.

Video: Von der Not in Brienz

Kurt Wellenreiter (Jg. 1933) erzählt von der Not in Brienz. Das Video wurde aufgezeichnet am 31. Januar 2024.

Video: Zur AHV-Einführung 1948

Kurt Wellenreiter (Jg. 1933) erinnert sich an die AHV-Einführung 1948, als er noch ein Junge war. Das Video wurde aufgezeichnet am 31. Januar 2024.

Video: Fluebärgler Seegeschichten

Kurt Wellenreiter (Jg. 1933) erzählt vom Leben auf und um den See herum. Das Video wurde aufgezeichnet am 31. Januar 2024.

Eröffnung Autobahn Brienz - Interlaken Ost

Ein Bericht von DRS aktuell vom 18. Mai 1988 zur Eröffnung des Autobahnabschnitts zwischen Brienz und Interlaken Ost. Mit einem Interview mit der Verkehrsdirektorin Dora Andres bei der Brunngasse.